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Ein bisschen Qwyga-Philosophie

Hallo zusammen!

Vor ungefähr einem Jahr haben wir die Alphaversion von Qwyga veröffentlicht und etwa hundert Personen zur Verfügung gestellt, damit diese die App auf Herz und Nieren testen können. Im Laufe dieses einen Jahres haben sich auch viele Fragen und Kommentare ergeben, die mit der Zielsetzung und Ausrichtung von Qwyga zu tun haben, und daher möchte ich heute ein paar Gedanken zu unserer Philosophie mit euch teilen.

Fangen wir an mit einer recht offensichtlichen Frage, die im Grunde auch schon unsere Landingpage qwyga.com beantwortet:

Was ist Qwyga überhaupt?

Qwyga ist eine Sprachlernplattform, mit deren Hilfe es möglich sein soll, eine Sprache so zu lernen, dass die eigenen, individuell gesetzten Lernziele erreicht werden können. Das können solche Zielsetzungen sein wie „ich möchte im Zielland arbeiten“, „ich möchte Zeitung in der Fremdsprache lesen“, „ich möchte mich mit Freunden in der Fremdsprache unterhalten“ oder „ich möchte für den JLPT N4 vorbereitet sein“. Für jedes Ziel gibt es natürlich unterschiedliche Kompetenzen und Schwerpunkte, die wichtiger bzw. weniger wichtig sind. Qwyga trägt diesem Umstand Rechnung, indem man zu Beginn einen Fragebogen ausfüllt, der abfragt, wofür man die Sprache lernen möchte und auf welche Weise man sie lernen möchte. Der dann von der App gestaltete Sprachkurs wird theoretisch einzigartig sein, sodass jeder einen eigens auf sich zugeschnittenen Kursablauf erhält. So soll z.B. auch ermöglicht werden, dass Personen, die vor einer expliziten Grammatikunterweisung zurückschrecken, auch ohne eine solche die Sprache lernen können.

Eine Frage unseres Fragebogens. Qwyga stellt auf Grundlage deiner Antworten den Sprachkurs individuell angepasst zusammen.

Mithilfe einer NLP-Komponente wertet Qwyga zudem die Eingaben des Users bei Übungen aus und liefert eine detailliertere Rückmeldung als nur „richtig“ oder „falsch“. Ziel dabei ist es, dass die Lernenden erfahren, wo genau der Fehler gemacht wurde, wie gravierend (d.h. bedeutungsverändernd) dieser ist, und was sie korrigieren müssen für eine richtige Antwort. Zudem kennt Qwyga die Kategorie des „Halbfehlers“, d.h. Fehler, die so unbedeutend sind, dass sie einer tatsächlichen Kommunikation nicht im Wege stehen würden (z.B. einfache Tippfehler). Bei einem Halbfehler wird man über den Fehler informiert, er wirkt sich aber nicht negativ auf die Statistik aus.

Die Crux mit der Grammatik

Viele Menschen, die grundsätzlich daran interessiert sind, eine Sprache zu lernen – und zwar auch besser, als dass es für den nächsten Kurzurlaub ausreicht – schrecken vor diesem Unterfangen zurück, weil sie in der Schulzeit schlechte Erfahrungen mit dem Sprachenlernen gemacht haben. Dafür gibt es zahlreiche und oft auch einzigartige Gründe, die wir nicht alle auf dem Schirm haben (können), aber wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, zumindest einen der maßgeblichsten Faktoren auszuschalten: Die theoretische Grammatikerklärung. Wenn ihr zu jener großen Personengruppe gehört, die aufgrund von Englisch-, Französisch- oder Lateinunterricht schlechte Erfahrungen mit Grammatikerklärungen und Flexionstabellen gemacht haben, schließt euch das nicht vom Erlernen einer neuen Sprache aus. Wir glauben fest daran, dass es auch möglich ist, eine Sprache OHNE Grammatikerläuterungen und Tabellen zu lernen – Millionen von Menschen lernen jeden Tag neue Sprachen ohne Unterricht und Theorie. Qwyga stellt euch hier vor die Wahl: Wollt ihr explizite (und theoretisch fundierte) Grammatikerklärungen oder nicht? Wenn ihr „nein“ antwortet, richtet sich Qwyga danach. Und keine Sorge: Ihr verpasst nichts – außer trockene Grammatikerläuterungen :).

Viele Lehrbücher und Sprachlernapps haben einen konsequent grammatikfokussierten Aufbau, sprich: „heute lernen wir die Personalpronomen“, „heute lernen wir die Vergangenheitsform“ etc. Kluge Lehrmaterialien lassen das nicht so direkt raushängen, sondern tarnen das, indem sie einen thematischen Überbau kreieren, beispielsweise „wir reden über unsere Erlebnisse des Tages“ (= Vergangenheit), „heute behandeln wir den Tagesablauf“ (=Uhrzeit und Partikeln mit Basisverben). Dadurch wird einem vorgegaukelt, dass man Kommunikation lernt, obgleich auch da letztlich die Grammatikvermittlung im Zentrum steht. Der Lernende wiederum denkt dann „jetzt kann ich in diesem Bereich super kommunizieren“, ohne sich über seine eigenen Defizite im kommunikativen Bereich im klaren zu sein. Das Ende vom Lied: Man lernt irgendwann später in seinem Lehrbuch tolle Grammatikformen, die in authentischer Sprache eigentlich auch bei der Selbstvorstellung Anwendung finden würden, aber da das Thema ja schon am Anfang des Buchs abgehandelt ist, wird dem nicht mehr Rechnung getragen. Ergebnis: Der Lernende stellt sich vor wie ein Baby, und spricht über Wirtschaft oder Politik wie ein Student. Obgleich ja der erste Eindruck fast wichtiger ist als eloquente Diskussionen über Politik und Energiewende.

Ein gravierendes Beispiel ist die Verwendung von Höflichkeitsformen im Japanischen. Echtes keigo 敬語 (Höflichkeitssprache) will man Anfängern nicht zumuten, weil es nicht in die grammatisch orientierte Progression des Lehrbuchs passt, und so packt man das ganze komplexe Thema irgendwo am Ende des Sprachkurses in eine einzige Lektion. Was macht dieser Ansatz mit den Lernenden? Die – mehr oder weniger – komplette Behandlung des keigo-Systems in einer Lektion überfordert JEDEN – und daher wendet man es entweder falsch an, weil man total durcheinander ist, oder man wendet es gar nicht an, weil man total durcheinander ist und sich nicht traut, sich diesem Bereich der Grammatik zu stellen. Im Hinblick auf Interaktion in Japan bzw. mit Japanern heißt das konkret: Man spricht in bestimmten Situationen nicht angemessen (z.B. weil man dem sensei gegenüber die angebrachte Höflichkeit nicht entgegenbringt, oder weil man den eigenen Chef in der Firma vor der Kollegschaft durch eine falsche Anwendung von Höflichkeitsformen fast schon beleidigt).

Das keigo-System durchdringt die japanische Grammatik in ALLEN Bereichen. Wenn man das konsequent ausspart, hat das eigentlich keine Vorteile, aber viele Nachteile. Bestimmte Bereiche der Grammatik lassen sich ohne Vertrautheit mit dem keigo-System oder dem damit verknüpften soto-uchi-System (d.h. die Unterscheidung zwischen Personen, die zu meinem engeren Kreis in einer Situation gehören, und solchen, die außerhalb stehen) nicht vernünftig erklären. Selbst so vermeintlich einfache Konzepte wie „geben“ oder „bekommen“ kann man ohne keigo und soto-uchi nicht korrekt beherrschen. Zum Vergleich, was das für Folgen haben kann, ein anderes Beispiel: Es gibt Sprachkurse, die Katakana (eine der beiden Silbenschriften im Japanischen) erst sehr spät einführen. Die Lernenden werden dann aber bestimmt nicht so schnell in der Lage sein, Katakana flüssig zu lesen. Selbst nach zwei oder drei Jahren haben diese Leute oft noch Probleme mit Katakana – obgleich das Basics sein sollten.

Unser Ansatz ist daher: Situationsangemessen Formen und Wörter vermitteln. Als Anfänger hat man offenbar kein Problem damit, zur japanischen Kopula-Form „desu“ („sein; ist; bin etc.“) die Verneinungsform „dewa arimasen“ oder „ja nai desu“ (oder gar beides!) zu lernen. Das wird akzeptiert. Warum sollte es ein Problem sein, wenn ich sage: „desu“ bei allem möglichen, bei ranghöheren Personen „de irasshaimasu“ – das ist nicht länger als „dewa arimasen“. Wir rechnen damit, dass Anfänger, die mit Qwyga ihre ersten Schritte im Japanischen machen, ein besseres Verständnis des keigo-Systems aufbauen und so eine natürlichere Sprache anwenden können als Leute, die mit „normalen“ Lehrbüchern lernen. Weil keigo bei uns kein grässlicher Zusatz ist, den man erst dann lernt, wenn man sich schon lange Jahre mit Japanisch beschäftigt und entsprechend eine bestimmte Sprechweise antrainiert hat, sondern ein integraler Bestandteil der japanischen Sprache. Vergleich: Im Deutschkurs lernt man bereits in den ersten Lektionen beide Höflichkeitsstufen: „du“ und „Sie“ mit den entsprechenden Verbformen. Das nimmt man auch hin. Weil es zur natürlichen Sprache dazugehört. Genauso wie keigo im Japanischen.

Keigo war jetzt nur ein Beispiel, aber wir wollen diesen Ansatz generell bei allen Sprachkursen anwenden. Isolierte Grammatikthemen wird es so nicht geben. Auch nicht für Leute, die explizit Grammatik mit theoretischen Erklärungen lernen wollen. Bei uns ist Grammatik ein Aspekt der Sprache, nicht DER Hauptaspekt (wenn ihr hauptsächlich nur Grammatik lernen wollt, kauft euch ein Grammatikbuch!).

Fremde Schriften

Dass es viele Sprachen auf unserer Welt gibt, die ein anderes Schriftsystem verwenden, ist kein Geheimnis. Chinesischen Zeichen oder der arabischen Schrift kann man in jeder größeren Stadt weltweit täglich begegnen. Von daher ist es doch selbstverständlich, dass zum Erlernen einer fremden Sprache auch dazugehört, die fremde Schrift (so es denn eine gibt) zu lernen. Oder? Das stellt doch niemand ernsthaft in Frage! … Doch! WIR tun das. Natürlich: Wenn ich in meiner Zielsprache Zeitung, Bücher, Untertitel usw. lesen möchte, komme ich um die fremde Schrift nicht herum. Aber muss ich wirklich im Chinesischen tausende Schriftzeichen lernen, wenn ich die Sprache lediglich sprechen und hören können möchte? Eigentlich nicht, oder? Je nach den persönlichen Lernzielen ist die fremde Schrift sinnvoll und unabdingbar, oder eben nicht. Wenn man Japanisch nur lernen möchte, um Animeserien im Original ohne Untertitel zu genießen, muss man seine Zeit nicht mit Schriftlernen verschwenden (zumal das im Japanischen auch ein Fass ohne Boden ist). Ich muss die Wörter ja nur Hörverstehen können. Bei so einer Zielsetzung kann es sogar hinderlich sein, das Verständnis von Wörtern und Sätzen an eine grafische Repräsentation zu knüpfen: Es gibt viele Japanischlernende, die gesprochene Wörter nicht verstehen können, obwohl sie sie bereits gelernt haben, weil sie sich immer fragen, mit welchen Schriftzeichen man das wohl schreibt.

Qwyga ist so designt, dass man möglichst effektiv der eigenen Zielsetzung folgen kann. Sprich: Wenn ich die fremde Schrift brauche, dann wird sie mir präsentiert, und wenn ich sie nicht brauche, dann nicht. In letzterem Fall versuchen wir – wieder in Abhängigkeit von den individuellen Lernzielen -, möglichst viele Inhalte komplett ohne Schriftunterstützung zu präsentieren (man hört also vieles nur) oder, wenn Dinge geschrieben werden müssen, ein Umschriftsystem zu verwenden. Der Autor dieser Zeilen hat selbst im Sommer 2003 im Studium innerhalb von sieben Wochen Chinesisch auf ein alltagstaugliches Sprechniveau gebracht, weil ein Lehrbuch verwendet wurde, das die chinesische Schrift völlig ausblendet.

Wenn es dann aber trotzdem darum geht, die Schrift der gewählten Zielsprache zu lernen, gehen wir hier neue Wege. Anstatt die Buchstaben oder Silbenzeichen der Zielschrift in Tabellenform mit einer ungefähren Ausspracheangabe zu präsentieren, wie das in vielen Lehrbüchern nach wie vor gang und gäbe ist, lädt Qwyga die Lernenden von Anfang an dazu ein, die fremden Zeichen einfach zu lesen. Im Zentrum steht dabei eine kognitive Verknüpfung von geschriebenem Zeichen und gesprochenem Laut. Eine Umschrift ist nur in Notfällen mit dabei, da wir ja nicht ein fremdes Schriftzeichen in ein bekanntes Schriftzeichen übersetzen lernen wollen, sondern das tatsächliche Lesen der Schrift.

In Qwyga kann man die schriftliche Darstellung jederzeit ändern.

In unserer ersten Sprache, Japanisch, führen unsere Schriftüberlegungen zu zwei besonderen Konsequenzen:

  • Oft erscheinen über Kanji kleine Hiraganazeichen, die die Aussprache des Kanji zeigen. Diese nennt man Furigana und kommen auch in authentischen japanischen Texten vor, vor allem, wenn das in Kanji geschriebene Wort ungewöhnlich ist oder die Kanji selbst so selten vorkommen, dass ihre korrekte Leseweise auch von Muttersprachlern nicht erwartet werden kann. In Japanischlehrbüchern findet man solche Lesehilfen oft auch bei Schriftzeichen, die bereits gelernt wurden. Ergebnis: Lernende schauen meistens nicht auf die Kanji, sondern auf die klitzekleinen Zeichen darüber, weil die Silbenschrift leichter zu lesen ist als das Kanji selbst. Für die Lesekompetenz hat das fatale Folgen, weil man das Lesen von Kanji so nicht trainiert. Daher stand für uns bei der Entwicklung von Qwyga fest: Furigana.wird.es.nicht.geben. Stattdessen haben wir einen Switch-Button eingebaut. Dann kann man die Kanji kurz ausblenden und gucken, wie man das Wort liest, und dann gleich wieder in die Kanji-Ansicht umschalten, um das Kanji auch wirklich zu LESEN.
  • Das Japanische hat zwei Silbenschriften, die beide in einem Text Verwendung finden: Hiragana werden allgemein benutzt, um grammatische Elemente und Wörter zu schreiben, deren Kanji man nicht verwenden möchte, wohingegen Katakana zur Verschriftlichung von Wörtern aus Fremdsprachen (außer Chinesisch) zum Einsatz kommen. Unserer Erfahrung nach haben Lernende mit Katakana größere Probleme als mit Hiragana und haben auch nach etlichen Jahren oft noch Schwierigkeiten, Katakana flüssig zu lesen. Wir glauben, dass das weniger an den Katakana selbst liegt, sondern an drei Faktoren:
    • Katakana kommen seltener im Text dran als Hiragana. Lernende werden daher weniger oft mit Katakana konfrontiert als mit Hiragana, die etwa 50% oder mehr eines Textes ausmachen. Die Übungsmöglichkeiten für Katakana sind daher weniger.
    • Katakana sind die ewigen „zweiten“. In ALLEN Sprachkursen lernt man zuerst Hiragana. Wenn man Hiragana endlich gelernt hat, muss man anschließend erneut für jede Silbe ein neues (Katakana-)Zeichen lernen. Natürlicherweise investiert man da nun weniger Mühe und Motivation. Dadurch, dass man Katakana als zweites lernt, ist also schon viel Aufmerksamkeit der anfänglichen Spracheuphorie („Juhuu, ich fange jetzt mit Japanisch an. Ist das nicht cool?“) in Hiragana geflossen.
    • Da Katakana meistens für die Verschriftlichung von Fremdwörtern aus dem Englischen oder anderen europäischen Sprachen verwendet werden, versucht man immer, das zugrundeliegende englische o.ä. Wort zu erkennen. Dann liest man nicht mehr das, was da steht, sondern das, was man dahinter erkennt. Man begreift Katakana also nicht als echtes Schriftsystem für das Japanische, sondern als eine Art Codierung für Englisch etc.
Die Übersicht über die Katakana-Zeichen.

In Qwyga drehen wir den Spieß um: Bei uns lernt ihr zunächst die Katakana. Von dieser Priorisierung der Katakana erhoffen wir uns drei Effekte:

  • Wenn man mit Japanisch anfängt, ist alles neu. Man ist in einem regelrechten Motivationshoch. Daher merkt man sich Sachen, die man am Anfang einer neuen Sprache lernt, extra gut. Normalerweise „verpufft“ der Effekt bei den Hiragana, die sowieso 50% eines Textes ausmachen und damit im Laufe der kommenden Jahre dem Lernenden immer wieder zahlreiche Möglichkeiten zur Wiederholung und Übung geben. Wir möchten dieses Motivationshoch am Anfang daher lieber für die Katakana nutzen.
  • Wenn man Katakana als erstes lernt, ist das für einen am Anfang DIE japanische Schrift. Daher legt man da alle Anstrengung hinein, die man aufbringen kann.
  • Je früher man etwas lernt, desto länger ist die Zeit, die man diese Sache üben kann in der gesamten Lernperiode. Angesichts der Tatsache, dass Katakana später seltener drankommen in Texten als Hiragana, macht für uns die Nutzbarmachung der Effekte von a) und b) viel Sinn. In Qwyga werden wir daher Katakana auch zunächst nicht anhand von Fremdwörtern lernen, sondern wir lesen und schreiben ganz normale japanische Wörter (oder halt sino-japanische Wörter). Ihr fangt damit an, Katakana als ganz normales Schriftsystem anzusehen.
Zuerst hört man ein Zeichen,…
… und dann schreibt man es.

Das Hörverständnis

Kennt ihr das auch? Man lernt jahrelang Französisch, aber sobald man auf Französisch angesprochen wird, versteht man nur Bahnhof. Für euch ist dieser Absatz geschrieben.

Obwohl ca 80 % der täglichen Kommunikation mündlich erfolgt, wird die mündliche Komponente bei Lehrbüchern am wenigsten vermittelt. Ca 70 – 100% eines Lehrbuchs läuft schriftlich ab, obwohl das nur etwa 20 % der täglichen Kommunikation ausmacht. Das führt zu einem absoluten Missverhältnis zwischen dem, was man braucht (wenn man eine Sprache sprechen will) und dem was man lernt.

In unserer schriftbasierten Gesellschaft haben viele Sprachlerner Probleme mit Hörverstandnis. Das liegt nicht daran, dass das so schwer ist, sondern schlicht daran, dass uns im Laufe unseres Bildungswegs die Fähigkeit des Hörverstehens gezielt abtrainiert wird zugunsten des Textverständnisses. Dem wollen wir in Qwyga entgegenwirken, indem wir die Lernenden, die mündliche UND schriftliche Kommunikation lernen wollen, dazu bringen, sich zuerst mündlich mit Wörtern und Texten zu beschäftigen und anschließend erst schriftlich. Denn man will ja auch HÖREN trainieren, und nicht nur LESEN. Der Modus, den Qwyga hier fährt, läuft zunächst also nach Möglichkeit ohne schriftliche Präsentation ab: Man hört Vokabeln, man hört Sätze, man hört die Dialoge. Natürlich unterstützt Qwyga auch in diesen Bereichen mit (optionalen) Einblendungen der schriftlichen Darstellungen, unser Fokus liegt aber zunächst auf dem Hören. Wir beginnen die Kurse (bei allen aktivierten Kompetenzen) auch immer zunächst mit dem Hören, denn wenn ich einen Dialog zuerst schriftlich sehe und lerne, dann weiß ich schon, was im Hörverständnisteil drankommt, was das Hörerlebnis zu einem Gimmick verkommen lässt.

Bei der ersten Ansicht im Bereich „Hören“ sieht man noch nichts, aber im Laufe des Blocks werden immer mehr Infos eingeblendet.

Übrigens basiert das auf meinen eigenen Erfahrungen: Ich war auch immer schriftfokussiert beim Lernen. Und hatte IMMER Probleme beim Hören. Dann bin ich in Yale in den Zulu-Kurs gegangen, der ein halbes Semester lang nur mündlich ablief. Uns wurde sogar verboten, schriftliche Aufzeichnungen zu machen. Neue Wörter haben wir nur durch Hören und Sprechen gelernt, und zumindest für mich war das am Anfang die Hölle. Ich dachte, das schaffe ich nie, weil das meinen Erwartungen an einen Sprachkurs und meinen festgefahrenen Routinen absolut entgegenstand. Aber ich biss mich durch, und schließlich hatte es geklappt. Sogar so lange Wörter wie umabonakude („Fernseher“) konnte ich mir merken. Seit dieser Erfahrung habe ich mein Lernen umgestellt, und es klappt toll.

Wir können euch daher nur einladen, euch in Sachen Hörverständnis auf das Qwyga-Erlebnis einzulassen.

Ich lerne… Namen?

In den Themen „How are you?“ und „What’s your name?“ werden zahlreiche Namen verwendet und entsprechend auch als Lernvokabular behandelt. Nun mag es Lernenden ein wenig wie Zeitverschwendung oder sogar Schikane vorkommen, sich so intensiv mit Namen auseinanderzusetzen, weshalb wir hier kurz auf die Gründe eingehen wollen:

  • Jedes Thema ist so aufgebaut, dass es eine große Bandbreite an thematisch relevantem Wortschatz vermittelt. Bei „Where are you from?“ sind das viele Länder- und Städtenamen, bei „In the restaurant“ sind es Begriffe wie „Weinkarte“ oder „Tagesspezialität“. Bei den Lektionen „How are you?“ und „What’s your name?“ besteht der spezifische Wortschatz passenderweise aus Eigennamen.
  • Speziell im Japanischkurs ist es uns ein Anliegen, gerade am Anfang des Sprachkurses vermehrt Katakana zu präsentieren, damit diese möglichst viel geübt werden können. Daher sind auch ausländische Namen wie Sandra, Johnson, Smith usw. enthalten.
  • Japanische Namen zu lesen ist auch für fortgeschrittene Lernende u.a. aufgrund der unterschiedlichen Lesarten immer eine besondere Herausforderung. Daher wollen wir gerade am Anfang die Möglichkeit nutzen, ein Repertoire aus Standardnamen aufzubauen, das eine gute Basis für weitere Namenslesungen bietet. Die verwendeten Namen kommen statistisch gesehen sehr häufig vor.
  • Viele der verwendeten japanischen Namen verwenden Kanji, die zum absoluten Basisschatz der Kanji zählen (Yamada, Tanaka, Honda, Kawada, Nakagawa etc.). Durch das Lernen der Lesarten dieser Namen lernt man gleichzeitig häufige Lesungen dieser Kanji und macht sich mit diesen vertraut. Der letztendliche Nutzen wird vielleicht erst später ersichtlich, aber wenn man in den ca. 20 Namen mehrmals 田 in den Lesungen „ta“ und „da“ sieht, ist man später mit dieser Lesung bereits vertraut.

Wenn man mit den genannten Themenbereichen anfängt, wird der Lernwortschatz zu Beginn aus überproportional vielen Eigennamen bestehen. Doch keine Sorge: Es wird keineswegs so sein, dass ein Großteil des weiteren Vokabulars ebenfalls aus Eigennamen bestehen wird. Wenn man erst einmal 500 oder mehr Vokabeln mit Qwyga gelernt hat, ist der Anteil an Eigennamen vergleichsweise gering. Und falls euch die Eigennamen im Vokabular nicht zusagen sollten, könnt ihr sie mit der Funktion „In der Vokabelwiederholung ignorieren“ aus eurem täglichen Wiederholungspensum einfach herausstreichen.

Das soll es jetzt schon gewesen sein. Wir hoffen, euch mit dieser Übersicht ein wenig nähergebracht zu haben, was wir mit Qwyga erreichen wollen: Ausgetretene Pfade nicht einfach deswegen ebenfalls beschreiten, weil jeder es so macht, sondern die etablierten Lernmethoden und -gewohnheiten hinterfragen. Neue Wege begehen, wo das sinnvoll oder gar geboten erscheint. Und letztlich, das persönliche Lernziel besser und klarer erreichen.

Wir würden uns freuen, wenn du uns erlaubst, dich auf deiner Sprachlernreise zu begleiten.

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